Fakten zu Wasser und Dehydrierung

Der menschliche Körper besteht zu ungefähr 60 Prozent aus Wasser. Etwa zwei bis drei Liter am Tag werden von unseren Körpern ausgeschieden und müssen wieder aufgefüllt werden. Wasser finden und Wasser aufbereiten ist also ein wichtiges Thema im Bushcraft. Wenn du zu wenig trinkst, droht dir nämlich eine Dehydration.

Der Grad der Dehydrierung ist abhängig vom prozentuellen Flüssigkeitsverlust im Hinblick auf das Körpergewicht. Folgende Grenzwerte definiert Netdoktor:

Symptome Dehydration

3 – 5 % Flüssigkeitsverlust:

  • Durst
  • leicht trockene Schleimhäute
  • Dunkler Urin

6 – 8 % Flüssigkeitsverlust:

  • Dunkle Augenringe
  • sehr trockene Schleimhäute
  • weniger Harnausscheidung
  • Herzrasen

9 – 12 % Flüssigkeitsverlust:

  • Niedriger Blutdruck
  • Wenn man auf dem Handrücken mit zwei Fingern eine Hautfalte bildet, dauert es einige Sekunden, bis diese zurückgeht

12 – 15 % Flüssigkeitsverlust:

  • Kreislaufschwäche
  • Lethargie
  • Verwirrtheit
  • Koma

Wie du siehst, ist Wasser essenziell für uns. Auch wenn wir das Glück haben, dass in Europa fast überall und einfach Wasser zu finden ist, so kann auch verunreinigtes Wasser zur Gefahr werden. Eine Dehydration kann nämlich nicht nur durch zu wenig Wasserzufuhr ausgelöst werden. Auch Durchfall, Erbrechen und Verletzungen können den Körper schnell austrocknen.


Wie finde ich Wasser in der Natur?

In Europa ist es meist einfach, Wasser zu finden. Hinweise auf Gewässer können Fischreiher und Libellen geben. Auch Tierspuren führen oft zu Wasserquellen. Doch was tut man, wenn man kein Gewässer findet? Es kann auch vorkommen, dass man zwar Wasser findet, dieses jedoch verunreinigt ist. Auch klare Quellen können durch stromaufwärts liegende Tierkadaver kontaminiert sein. Deshalb ist es von Vorteil, einige Techniken zu kennen, mit denen man Wasser finden und aufbereiten kann.

Wasser finden im Boden

Bei dieser Methode gräbt man, vorzugsweise mit einem Stock, ein Loch in den Boden. Dies funktioniert jedoch nicht überall, da an den meisten Stellen der Grundwasserspiegel erst bei etwa 5 Metern beginnt. Gute Aussichten schon auf dem ersten halben Meter Wasser finden zu können, hast du an folgenden Stellen:

  • Außenkurve ausgetrockneter Bachbette
  • Auf übermäßig grünen Rasenflächen
  • Stellen mit Wasserpflanzen
  • An tiefen Stellen in Tälern
  • Am Fuß von Berghängen

Wenn du Wasser gefunden hast, ist es jedoch wichtig abzuwarten, bis sich das Sediment gesetzt hat. Nun kann man das Wasser abschöpfen oder direkt aus dem Loch trinken. Auch wenn das so gewonnene Wasser meist genießbar ist, gibt es dafür keine absolute Garantie.

Wasser finden durch graben eines Brunnens
Wassergewinnung durch Brunnen

Regen auffangen

Mit einem Tarp oder einer Plane lässt sich auch Regenwasser schnell und einfach einfangen. Ein sehr großer Nachteil hierbei ist, dass Regenwasser keine Elektrolyte oder Mineralstoffe enthält. Die Reinheit des Wassers hängt außerdem stark vom Standort ab. Neben Städten oder Fabriken kann Regenwasser verunreinigt sein, da der Regen Partikel und Bakterien aus der Luft auffängt. Für eine Notfallsituation ist diese Technik jedoch ausreichend.

Regen auffangen mit Tarp
Regen auffangen, mit einem Tarp

Verdunstung

Diese Methode eignet sich besonders in sehr heißen Umgebungen. Grabe ein etwa 30 cm tiefes Loch in den Boden und lege es mit grünen Pflanzen aus (alternativ kannst du auch schmutziges Wasser in die Grube schütten). In die Mitte stellst du einen Becher. Nun legst du eine Plastikfolie (oder ein Tarp) über die Grube und beschwerst es rundherum mit Steinen. Am Schluss legst du über dem Auffanggefäß einen Stein mittig auf die Folie. Die Sonne erwärmt jetzt den Inhalt der Grube, das Wasser darin verdunstet. Durch die kühlere Oberfläche der Folie kondensiert das Wasser und läuft Tropfen für Tropfen in Richtung der Mitte, wo der Stein liegt. Von dort tropft es dann langsam in deinen Becher.

Gewinnung von Wasser durch Verdunstung
Wassergewinnung aus Pflanzen oder feuchter Erde

Wasser finden in Form von Tau

Der frühe Vogel fängt das Wasser! In den Morgenstunden kannst du mit einem saugfähigen, sauberen Tuch den Tau von Wiesen aufsammeln. Das nasse Tuch windest du im Anschluss einfach über deinem Becher aus. Mit dieser Methode lassen sich bis zu 1 Liter Wasser in der Stunde sammeln!

Tau aufsammeln mit einem Tuch
Aufsammeln von Tau mit einem Tuch

Schnee/Eis schmelzen

Auch Schnee und Eis kann zur Wassergewinnung geschmolzen werden. Da Schnee und Eis jedoch oft verunreinigt ist und die Magenschleimhäute reizen kann, sollte es nie im gefrorenen Zustand gegessen werden. Man kann es jedoch nach dem Schmelzen aufkochen und damit trinkbar machen. Achtung: Auch Schnee besitzt keine Elektrolyte! Am schnellsten lässt sich Schnee schmelzen, wenn man immer nur kleine Brocken in den Topf wirft.


Wie filtere ich Wasser in der Natur?

Nicht jedes klare Wasser ist auch trinkbar. Selbst scheinbar reines Gebirgswasser kann etwas weiter stromaufwärts verunreinigt worden sein. Das kann durch Tierkot, Tierkadaver oder andere Schadstoffe passieren. Die folgenden sechs Techniken helfen dir dabei:

Wie destilliert man Schmutzwasser?

Diese Methode eignet sich besonders, wenn man extrem stark verschmutztes Wasser oder Meerwasser trinkbar machen will. So funktioniert es:

  1. Stelle einen Topf aufs Feuer und fülle ihn mit Schmutzwasser/Meerwasser
  2. Spanne eine Plastikfolie schräg darüber
  3. Schlage die unteren Enden der Folie ein, um die Tropfen zu bündeln
  4. Stelle einen Becher unter das Ende der Falte

Das verunreinigte Wasser beginnt nun zu kochen. Der (reine) Dampf kondensiert an der Folie, beginnt nach unten zu laufen und tropft schlussendlich in deinen Becher. Alternativ kann der Dampf auch mit einem saugfähigen Stoff eingefangen und anschließend ausgewrungen werden.

Aufbereitung von Wasser durch Destilation
Wasser aufbereiten durch Destillation

Wie baut man einen Wasserfilter?

Eine ausgezeichnete Möglichkeit um Wasser zu gewinnen, das Elektrolyte enthält ist mithilfe von Filtern. So baust du dir einen:

  1. Schneide den Boden einer Flasche oder Dose ab
  2. Lege nun einen Stofffetzen oder Mull hinein
  3. Fülle eine Schicht Kies hinein
  4. Nun schüttest du eine Schicht Sand hinein
  5. Jetzt folgt eine Schicht Holzkohle (diese kannst du ganz einfach aus dem Lagerfeuer der letzten Nacht nehmen)
  6. Zu guter Letzt füllst du die Flasche mit Kies auf

Schüttest du nun verschmutztes Wasser oben in deinen Filter, durchläuft es die vier Schichten Sediment und wird dadurch gefiltert. Ähnlich wie auch natürliches Trinkwasser den Boden durchläuft und dadurch gereinigt wird.

Wasser Aufbereitung durch einen selbstgemachten Filter
Wasser filtern in einem provisorischen Filter

Wie entkeimt man Wasser durch Kochen?

Hitze ist ein einfacher und effizienter Weg, um Wasser trinkbar zu machen. Erhitze das Wasser in einem Topf über dem Feuer. Im Normalfall genügt es, das Wasser aufkochen zu lassen.

Die meisten Mikroorganismen sterben bereits, wenn das Wasser über eine Minute auf 70 Grad erwärmt wird. Wenn das Wasser also einmal aufgekocht wurde, hast du diese eine Minute bei 70 Grad schon längst erreicht.

Wie entkeimt man Wasser mit Chemie?

Auch mit Chemie lässt sich Wasser entkeimen. Leider führt die verwendete Chemie auch dazu, dass das Wasser unangenehm schmeckt. Verwendet werden dürfen die Tabletten außerdem nur mit klarem Wasser. Davon abgesehen wirken diese Tabletten auch nicht gegen alle Schadstoffe.

Ein großer Vorteil der chemischen Aufbereitung ist hingegen, dass man damit in kurzer Zeit große Mengen Trinkwasser gewinnen kann. Das chemisch entkeimte Wasser ist meist auch sehr lange haltbar.

Für den Notfall habe ich auf längeren Touren immer ein paar dieser kleinen Tabletten bei mir. Ich nutze dafür „MICROPUR FORTE“. Achtung: MICROPUR CLASSIC sind nur zur Konservierung geeignet, kauf also unbedingt FORTE! Hier kannst du sie bestellen.

Wie entkeimt man Wasser mit der Sonne?

Nicht nur Hitze und Chemie töten Bakterien ab. Auch UV-Strahlung lässt sich wunderbar zu diesem Zweck nutzen. Am besten geht das mit der Sonne.

Fülle hierfür das verschmutzte Wasser in eine durchsichtige Flasche, schüttle sie gut durch und lass sie dann für mindestens sechs bis acht Stunden in der prallen Sonne liegen. Die UV-Strahlen der Sonne sollten nun alle schädlichen Mikroorganismen abgetötet haben.

Tragbare Filter

Für längere Touren in der Natur ist es empfehlenswert, einen tragbaren Filter bei sich zu haben. Diese reinigen das Wasser durch Aktivkohle oder mechanisch durch Mikrofaser-Röhrchen. Ich bevorzuge mechanische Filter, da diese gereinigt werden können und im Gegensatz zu Aktivkohlefiltern nicht getauscht werden müssen. Meine Empfehlung ist der Mini Point One Filter von Sawyer. Er ist klein und lässt sich leicht in der Tasche einstecken. Man kann den Filter auch als Strohhalm verwenden und somit direkt aus Wasserquellen trinken.

Sawyer Wasserfilter zur Trinkwassergewinnung
Der Sawyer Mini Point One auf einer normalen PET Flasche

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Falls du dich für Wasserfilter im Allgemeinen interessierst, habe ich hier noch ein kurzes Video von Bergzeit zu dem Thema verlinkt:

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